Frühlingsgefühle bitte warten!

Wann können wir wieder Sonne tanken?

Hallo ihr Lieben! Könnt ihr es auch kaum mehr erwarten, dass der Frühling kommt? Wenn alles wieder zu wachsen beginnt, die Sonne spürbar an Kraft gewinnt und die Tage länger werden? Ich jedenfalls habe keine Lust mehr auf dicke Jacken und Winterstiefel! Und möchte endlich mein Handbike entstauben und wieder regelmäßig zu trainieren beginnen!

Obwohl: Meine politische Tätigkeit lässt mir derzeit ohnehin wenig Zeit. Seit einigen Wochen bin ich viel in Tirol unterwegs, um Institutionen und Vereine für Menschen mit Behinderung zu besuchen. Es ist mir sehr wichtig, vor Ort mit den Leuten in Kontakt zu treten, damit ich mir ein Bild davon machen kann, welche Anliegen sie haben, was gut und weniger gut funktioniert und wo „der Schuh drückt“. Ich empfinde es als eine erfüllende Aufgabe, mit den Betroffenen zu sprechen und deren Alltag kennenzulernen. Aber auch mit den MitarbeiterInnen und BetreuerInnen zu diskutieren, die allesamt eine wirklich tolle Arbeit leisten!

Meine „Reise durch Tirol“ und darüber hinaus wird bestimmt noch einige Wochen dauern. Die Eindrücke, die ich dabei gewinnen darf, sind dann eine ganz wichtige Basis für die Schwerpunkte, die ich künftig in meiner Funktion als Behindertensprecherin setzen möchte.

Übrigens: Heute, am 21.März, habe ich meine erste Rede im Parlament gehalten! Dabei bin ich auf das wichtige Thema der Persönlichen Assistenz eingegangen. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass gerade die Persönliche Assistenz ein selbstbestimmtes Leben nach eigenen Wünschen und Vorstellungen ermöglicht. Ein weiterer Punkt in meiner Rede war die Bewerbung Österreichs für einen Sitz im UNO-Menschenrechtsrat, die ich voll und ganz unterstütze. Anbei findet ihr noch meine gesamte Rede zum Nachlesen.

Es gibt also immer viel zu tun, aber nichts desto trotz: Ich freue mich auf wärmere Temperaturen und auf die Sommerzeit. Auf grüne Wiesen und blühende Bäume. Und auf trockene Straßen für mein Handbike. Ich wünsche euch allen einen wunderbaren Frühlingsbeginn!

Eure Kira :-)

© Tanja Cammerlander

Sehr geehrter Frau Präsidentin, liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Zuseherinnen und Zuseher!

„Alle Menschen sind frei und gleich an Würde und Rechten geboren. Sie sind mit Vernunft und Gewissen begabt und sollen einander im Geiste der Brüderlichkeit begegnen“, so lautet Artikel 1 der Allgemeinen Erklärung der Menschenrechte, die Grundlage all unseres Denkens und Handelns sein muss. Österreich handelt, indem es sich erneut um einen Sitz im Menschenrechtsrat der Vereinten Nationen bewirbt, der das zentrale Menschenrechtsgremium der UNO ist. Für eine dreijährige Periode will Österreich unter dem Motto „Building Bridges for Human Rights“ eine besondere, weltweite Verantwortung in der Stärkung der Menschenrechte und im Aufzeigen von Menschenrechtsverletzungen übernehmen. Ich bin davon überzeugt, dass Österreich auf internationaler Ebene einen wesentlichen Beitrag zur Förderung und zum Schutz der Menschenrechte zum Wohle aller leisten kann.
Deshalb bitte ich Sie alle – Werte Kolleginnen und Kollegen – um die Unterstützung des vorliegenden Antrages.

Auch national haben wir noch große Aufgaben vor uns, um alle Menschenrechte ohne jegliche Diskriminierung umzusetzen. Deshalb begrüße ich sehr, dass im Regierungsprogramm eine Parlamentarische Enquete zum Thema der Spätabtreibungen vorgesehen ist, was ich besonders am heutigen Welt-Down-Syndrom-Tag erwähnen möchte.

Das Motto „Building Bridges“ hat auch für mich persönlich eine wesentliche Symbolik. In dem Sinne, dass ich mit 24 Jahren sprichwörtlich mein 3. Leben lebe. Von der Profisportlerin in den Rollstuhl und schließlich ans Rednerpult im Österreichischen Nationalrat. Es ist meine erste Rede im Hohen Haus. Erlauben Sie mir bitte, meine Vorstellungen und Vorhaben kurz darzulegen.

In den letzten 2,5 Jahren habe ich eine ganz andere Seite des Lebens kennengelernt. Wenn man plötzlich eine Behinderung hat, verändert sich nicht nur das eigene Leben, sondern auch die Sicht anderer Menschen auf einen selbst. Leider wird viel zu oft auf das geschaut, was ich nicht mehr kann, auf meine vermeintlichen Schwächen. Stärken und Möglichkeiten, die mir geblieben sind bzw., die ich sogar dazu gewonnen habe, werden erst gar nicht wahrgenommen. Es braucht daher dringend ein Umdenken. Barrierefreiheit beginnt in unseren Köpfen.
Menschen mit Behinderung – gleich ob sichtbare oder unsichtbare – müssen eine faire Chance bekommen, ihre Fähigkeiten zeigen zu können. Perspektiven geben und nicht nehmen, das gilt für alle Lebensbereiche. Ausschlaggebend ist nicht die Behinderung, sondern die Rahmenbedingungen, die adaptiert oder geschaffen werden müssen. Was natürlich eine große gesellschaftliche Herausforderung darstellt.

Seit 1 Jahr lebe ich mit Persönlicher Assistenz. Nicht nur am Arbeitsplatz, sondern auch in der Freizeit, zum Einkaufen und zum Training begleiten mich meine Assistentinnen. Ohne sie könnte ich meinen Beruf nicht ausüben, könnte hier heute nicht stehen und meine erste Rede im Hohem Haus halten.
Persönliche Assistenz ist eine dieser zu schaffenden Rahmenbedingungen für behinderte Menschen, um ein selbstbestimmtes Leben führen zu können. Während die Persönliche Assistenz am Arbeitsplatz bundesweit geregelt ist, stoßen Betroffene im Freizeitbereich – je nach Bundesland – schnell an ihre Grenzen. Die Zufälligkeit des Wohnortes darf hierbei keine Rolle spielen.

Zudem arbeite ich an einer allumfassenden, barrierefreien Informationsplattform, die Menschen mit Behinderung und ihr Umfeld mit Wissen und Unterlagen bedient. Denn die meist undurchsichtigen und aufwändigem Behördengänge und -abläufe stellen gerade für behinderte Menschen eine vermeidbare Belastung dar.

Um auf den Menschenrechtsrat zurückzukommen, möchte ich mit dem Selbstbestimmungsrecht, das ein wesentlicher Gedanke der Menschenrechte ist, abschließen. Jeder Mensch hat das Recht auf ein selbstbestimmtes Leben! Dafür werde ich mich besonders – mithilfe eurer Unterstützung - einsetzen. In diesem Sinne freue ich mich auf eine gute, faire und wertschätzende Zusammenarbeit! Vielen Dank!

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